Pressemitteilung vom 16.04.2016

11. Porzer Diabetikertag

Kleine Fehler, große Wirkung: Was Betroffene auf dem 11. Porzer Diabetikertag erfuhren

Manchmal sind es die kleinen Nachlässigkeiten, die eine fatale Wirkung entfalten. Wer wüsste dies besser als Susanne Mester und Claudia Lenden. Beide sind Diabetes-Beraterinnen des Krankenhauses Porz am Rhein. Nahezu täglich erleben sie es, dass Diabetiker ihre Therapie recht eigenwillig abändern und sich damit nicht selten in große Gefahr begeben. Eindrucksvoll gaben die beiden Expertinnen deshalb am 16.04.2016 auf dem 11. Porzer Diabetikertag einen Überblick über die größten Fehler, die Betroffene machen können. Ihr sehr praxisnaher Vortrag war sicherlich ein Highlight der Veranstaltung, die von Prof. Dr. Wolfgang Holtmeier, Chefarzt des Diabetesteams im Krankenhaus Porz am Rhein, ausgerichtet wurde.

Über 300 Zuschauer waren in den Saal des Bezirksrathauses Porz gekommen, um insgesamt fünf Vorträge sowie im Foyer eine Ausstellung rund um Diabetes zu erleben. Diabetes-Expertin Claudia Lenden erklärte z.B., dass einige Betroffene die feine Nadel an der Insulin-Spritze nicht nach jedem Gebrauch wegwerfen, sondern mehrfach benutzen. Dies führe jedoch dazu, dass sich die mikroskopisch feine Nadelspitze regelrecht verbiege und daher nicht mehr genügend Insulin in den Körper gelange. Auch komme es oft vor, dass die Betroffenen die Spritze immer wieder an der gleichen Stelle der Bauchdecke ansetzen - mit dem Ergebnis, dass diese Stelle total zerstochen sei und sich entzünde. „Sie können die Spritze überall da ansetzen, wo Sie das Insulin in Körperfett abgeben können“, sagt die Expertin. Das bedeute aber auch, dass schlankere Personen mitunter eine kürzere Nadel benötigen, da sie sonst mit der Nadel bis zur Muskulatur vordringen.

In Sachen Ernährung gaben die beiden Diabetesberaterinnen den Tipp, möglichst Vollkornbrot statt Weißbrot zu essen. Das mache satt und lasse den Blutzucker nur langsam ansteigen. Für den Hunger zwischendurch eigne sich Gemüse in roher und gekochter Form. Süßigkeiten mit purem Zucker und Fruchtsäfte sollten vermieden werden, Fleisch- und Wurstwaren gehören nicht jeden Tag auf den Tisch.

All diese Tipps lassen bereits erahnen, dass ein Diabetiker vor der täglichen Herausforderung steht, sein komplettes Leben nach der Krankheit auszurichten. Dass dabei oft die Motivation auf der Strecke bleibt, ist nachvollziehbar. Doch genau hier setzte der Vortrag von Dr. Thomas Klementz, Oberarzt im Diabetesteam des Krankenhauses Porz am Rhein, an. Diabetes als chronische Erkrankung sei wie ein Marathon. Das erfordere Training und Motivation. „Arzt und Patient begegnen sich dabei idealerweise auf Augenhöhe. Beide tragen zu Diagnose und Therapie bei. Beide sind für bestimmte Bereiche Experten“, so Dr. Klementz. Die Motivation des Patienten steige mit dem Ausmaß der Fähigkeit, selbstbestimmt und unabhängig die Therapie steuern zu können. Schulungen zum Selbstmanagement seien deshalb wichtig und führten u.a. dazu, dass es weniger Depressionen unter Diabetikern gibt und die Patienten insgesamt zufriedener leben.

Andere Aspekte der Therapie lassen sich verglichen damit leider nur indirekt beeinflussen. So sollte etwa eine Tabletten-Therapie nicht allzu kompliziert sein. Das zeigen Studien zur Therapietreue. Demnach folgen selbst bei nur einer verschriebenen Tablette pro Tag nur 8 von 10 Patienten dieser Anweisung korrekt. Dramatisch wird es, wenn bis zu vier Tabletten pro Tag eingenommen werden müssen. Dann sind es meist nur noch 5 oder 6 von 10 Patienten, die der Vorgabe treu bleiben. Dr. Rainer Lehmann, Oberarzt im Diabetesteam des Krankenhauses Porz am Rhein, gab einen Überblick über die neuesten Therapieansätze beim Diabetes. So gibt es neue Medikamente, die den Einsatz von Insulin vermeiden oder zumindest hinauszögern können. Nach wie vor könne Diabetes jedoch nicht geheilt werden. Wohl aber kann der Betroffene die Erkrankungen durch Ernährungsumstellung und Sport aktiv angehen. „Der Hauptmechanismus der Bewegung liegt nicht im hohen Kalorienverbrauch, sondern in einer Verminderung der Insulinresistenz. Dies wiederum führt zu einem geringeren Insulinbedarf und indirekt zu einer Gewichtsreduktion“, erklärt Dr. Lehmann.

Sport und Bewegung empfahl auch Prof. Dr. Marc Horlitz, Chefarzt der Kardiologie im Krankenhaus Porz am Rhein, in seinem Vortrag zum erhöhten Herzinfarkt-Risiko durch Diabetes. Sport könne nämlich grundsätzlich das Risiko für einen Herzinfarkt senken. Dies sei insbesondere für Diabetiker wichtig, da sie aufgrund der krankheitsbedingten Veränderungen an den Nervenbahnen den Schmerz und damit auch die Warnsignale für einen Herzinfarkt oft nur noch eingeschränkt wahrnehmen. „Bauen Sie Bewegung in ihr tägliches Leben ein. Nehmen Sie z.B. die Treppe statt den Aufzug. Parken Sie Ihr Auto bewusst weiter weg oder verlassen Sie die Straßenbahn eine Haltestelle zu früh, um den Rest zu Fuß zu gehen“, so der Experte. Im Abschluss-Vortrag warb dann Veronika Wahrmann von der Deutschen Sporthochschule für die Teilnahme an der CODEX-Studie. Darin wollen die Forscher den Zusammenhang zwischen Sport und Diabetes ermitteln.

Die Schirmherrschaft des 11. Porzer Diabetikertages hatten der Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Porz sowie die Deutsche Diabetes-Hilfe, Bezirksverband Köln/Rhein-Erft-Kreis übernommen. Teilnehmer der Ausstellung im Foyer waren u.a. das Gesundheitszentrum am Krankenhaus Porz am Rhein, die Porzer Diabetiker-Gruppe, Podologische Praxen, die Markt-Apotheke Porz sowie Vertreter der pharmazeutischen Industrie.

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Jennifer Engel
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