Wenn das Herz außer Takt gerät: Vorhofflimmern erkennen und behandeln
Vorhofflimmern zählt zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen überhaupt. Allein in Deutschland leiden rund 1,8 Millionen Menschen daran. Betroffen sind vor allem ältere Menschen über 70 Jahren. Aber auch Jüngere sind nicht davor gefeit. „Das Vorhofflimmern selbst ist nicht unmittelbar lebensbedrohlich“, weiß Prof. Dr. med. Marc Horlitz, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Elektrophysiologie und Rhythmologie am Krankenhaus Porz am Rhein. „Allerdings haben betroffene Patienten ein fünfmal höheres Schlaganfall-Risiko. Deshalb sollten Beschwerden ernst genommen und unbedingt behandelt werden.“ Außerdem sei häufig die körperliche Leistungsfähigkeit gemindert, was die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen kann, so der Mediziner.
Symptome
Charakteristisch für das Vorliegen eines Vorhofflimmerns ist ein unregelmäßiger, meist deutlich beschleunigter Herzschlag und Puls. Viele Betroffene fühlen sich zudem innerlich unruhig, schwach und unwohl. Auch über Luftnot und Brustschmerzen klagen einige Patienten. Bei manchen verschwinden die Beschwerden nach wenigen Stunden oder Tagen wieder, bei anderen halten sie über einen längeren Zeitraum an oder kommen immer wieder. „Das Tückische ist jedoch: Manche Patienten spüren gar keine Symptome. Deshalb wird ein Vorhofflimmern häufig erst sehr spät entdeckt. Manchmal sogar erst, wenn bereits ein Schlaganfall erfolgt ist“, erklärt der Kardiologe.
Eine sichere Diagnose von Vorhofflimmern ist nur mit einem Elektrokardiogramm (EKG) möglich. Manchmal genügt ein Ruhe-EKG beim Arzt, manchmal ist aber auch ein Langzeit EKG über 24 oder 48 Stunden nötig, um die Abweichungen vom normalen Sinusrhythmus zu beobachten.
Behandlungsmöglichkeiten
Zur Behandlung von Vorhofflimmern stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. „Beispielsweise gibt es verschiedene Medikamente. Doch nicht in allen Fällen können sie das Vorhofflimmern beenden“, weiß Prof. Horlitz. Ist dies der Fall, gibt es auch noch die Möglichkeit der elektrischen Kardioversion. „Hierzu wird dem Patienten mit einem Defibrillator ein Elektroschock verabreicht, der das Vorhofflimmern beenden soll“, erklärt der Experte. Die Kardioversion sei zwar fast immer erfolgreich, aber das Vorhofflimmern kehre häufig zurück. Einen längerfristigen Erfolg verspreche in vielen Fällen die sogenannte Katheterablation. Bei dieser Therapie werden Herzzellen mittels Hochfrequenzstrom oder Kälte gezielt verödet, um das Vorhofflimmern zu beenden. Dazu führt der behandelnde Arzt meist über die Leistenvene einen millimeterdünnen Schlauch mit mehreren Sonden in das Herz ein.
„Welche Therapie sich für wen eignet, ist individuell verschieden. Arzt und Patient sollten dies gemeinsam nach einer gründlichen Untersuchung und einem ausführlichen Gespräch klären“, empfiehlt Prof. Horlitz.
Möglichkeiten der Vorbeugung
Nach heutigen Erkenntnissen, kann ein Vorhofflimmern leider nicht komplett verhindert werden. Durch eine gesunde Lebensweise können jedoch Risikofaktoren wie Übergewicht, Stress und verengte Herzkranzgefäße minimiert werden. „Es schadet nie, sich gesund zu ernähren, gelegentlich Sport zu treiben und auf Nikotin sowie den übermäßigen Genuss von Alkohol zu verzichten. Versuchen Sie darüber hinaus Dauerstress zu vermeiden. Ich bin mir bewusst, dass all das oftmals leichter gesagt als getan ist, doch ein gesunder Lebensstil hilft bei vielen Erkrankungen, sie zu verhindern oder zumindest den Verlauf zu mildern“, so der Experte abschließend.