Herzschrittmacher, Defibrillator (ICD), biventrikuläre Stimulation (CRT) und implantierbare Ereignisrecorder - Behandlung von Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz
Zur Erkennung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen steht Ihnen in der Kardiologie des Krankenhaus Porz am Rhein ein umfassendes Spektrum fortschrittlicher Therapie und Diagnostik zur Verfügung. In unserem modernen Herzkatheter-Labor werden unter Führung eines erfahrenen Ärzteteams alle fortschrittlichen Therapieverfahren angeboten.
Diese umfassen neben der Implantation von 1- und 2-Kammer-Herzschrittmacher- und Defibrillatoren auch der Einsatz sondenloser Mini-Herzschrittmacher (Kapsel-Schrittmacher) und subkutaner ICDs (S-ICD).
Darüber hinaus stehen zur Behandlung der Herzinsuffizienz verschiedene moderne Therapie-Verfahren zur Verfügung. Hierzu zählen neben der kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) und Kontraktilitätsmodulation (CCM) auch das Conduction-Sytem Pacing (CSP) zur Verfügung.
Unsere Patienten werden sowohl bei Neuimplantationen als auch bei Eingriffen zum Gerätewechsel mit modernen, MRT-tauglichen Systemen versorgt. Sämtliche Eingriffe können unter fortgesetzter bzw. nur kurzfristig pausierter Antikoagulation durchgeführt werden. Eine Überbrückung mit Heparin-Spritzen ist nicht notwendig!
Ihre Ansprechpartner:


Dr. med. Ehssan Berenjkoub
Ärztlicher Leiter Schrittmacher- und Defibrillator-Therapie
EHRA Certified Device Specialist – Level 2
Dr. med. Petra Wessling
Oberärztin
EHRA Certified Device Specialist – Level 2
Welche Rhythmusstörungen können durch implantierbare Geräte behandelt werden?
Allgemein wird zwischen bradykarden und tachykarden Herzrhythmusstörungen unterschieden. Eine Bradykardie ist definiert als eine anhaltend langsame Herzfrequenz von < 60/min. Sie beruht auf einer Fehlfunktion der Reizbildung bzw. einer gestörten Erregungsleitung. Neben Schwindel gelten Ohnmachtsattacken (Synkopen), Luftnot und Zeichen einer Herzschwäche als klassische Symptome einer bradykarden Rhythmusstörung.
Als tachykarde Herzrhythmusstörungen bezeichnet man ein gestörtes Frequenzmuster >100/min. Häufig wird Herzrasen und ein unregelmäßiger, schneller Puls bemerkt. Unterschieden wird dabei der Ursprungsort innerhalb des Herzens. Liegt der Entstehungsort in der Herzkammer, wird von ventrikulären Herzrhythmusstörungen gesprochen. Anhaltende ventrikuläre Tachykardien stellen eine potenziell akut lebensbedrohliche Erkrankung dar, die zum plötzlichen Herztod führen kann.
Sowohl Bradykardien als auch Tachykardien können unbehandelt zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Herzschwäche und plötzlichen Herztod führen. Die Wahl des passenden Gerätes hängt von der Art der Erkrankung und den Behandlungsmöglichkeiten ab und wird individuell patientenbezogen auf Basis der aktuellen Empfehlungen der kardiologischen Fachgesellschaften mit Patienten bzw. dem behandelnden Arzt ausführlich in einem Vorgespräch erörtert.

In der Schrittmacher-Ambulanz besteht die Möglichkeit alle verfügbaren Schrittmacher- und ICD-Systeme zu kontrollieren.

Wie können Herzrhythmusstörungen diagnostiziert werden?
Implantation eines Ereignisrecorders („Eventrecorder“)
Zu den klassischen Untersuchungsmethoden zur Erkennung von Herzrhythmusstörungen gehören das Ruhe-EKG oder das Langzeit-EKG. Jedoch kann diese Diagnostik nicht immer zur Klärung der Ursache beitragen. In besonderen Fällen, wie z.B. unklaren Bewusstseinsverlusten oder bei Schlaganfällen ohne erkennbare Ursachen, kann die Implantation eines Ereignisrecorders zur Detektion einer Rhythmusstörung hilfreich sein. Diese Geräte können Rhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern, aufzeichnen und bei der weiteren Therapieentscheidung helfen. Der Eventrecorder wird über einen 5mm großen Hautschnitt in örtlicher Betäubung unter die Haut gebracht und kann bis zu drei Jahre die Herzaktionen überwachen. Je nach Geräte-Typ ist auch die Steuerung über eine Smartphone-App möglich, um Ereignisse selbstständig aufzuzeichnen.

Herzschrittmacher:
Die Behandlung einer bradykarden Herzrhythmusstörung erfolgt in der Regel durch einen Herzschrittmacher. Der Herzschrittmacher überwacht ständig die Herzaktion und gibt bei einem langsamen Herzrhythmus elektrische Impulse an das Herz ab. So wird eine normale Herzfrequenz erreicht, und alle Organe können mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden. Der Herzschrittmacher besteht aus einem Aggregat (batteriebetriebener Impulsgeber) und Elektroden (Sonden), welche im Herzen implantiert werden und einen elektrischen Impuls an den Herzmuskel weiterleiten. Je nach Anzahl der Kabel unterscheiden sich 1- und 2-Kammer-Herzschrittmacher. Die sogenannten 3-Kammer-Systeme dienen neben der Herzfrequenzregulierung auch als Behandlungsoption der Herzschwäche (siehe Abschnitt Biventrikuläre Stimulation, CRT).

Der Eingriff erfolgt schonend in örtlicher Betäubung unter Gabe eines Beruhigungsmittels. Nur in Einzelfällen ist eine Vollnarkose notwendig. Der Schrittmacher wird in der Regel linksseitig im Bereich der oberen Brustregion unterhalb des Schlüsselbeines über einen kleinen, ca. 4-5 cm langen Hautschnitt eingesetzt. Die Kabel werden über die Schlüsselbeinvene zum Herzen geführt und unter Röntgen-Kontrolle im Herzen implantiert. Die im Krankenhaus Porz eingesetzten Herzschrittmacher-Geräte entsprechen den modernen Standards und sind MRT-fähig.
Sondenloser Kapsel-Schrittmacher – „Leadless Pacing“
In manchen Fällen besteht die Möglichkeit, einen sondenlosen Mini- oder Kapsel-Herzschrittmacher statt eines konventionellen Schrittmachers zu implantieren. Hier wird der sondenlose Einkammer-Schrittmacher als Impulsgeber direkt im Herzen implantiert. Das gesamte Herzschrittmacher-System - bestehend aus Batterie, Elektronik und Kabel - ist in einer ca. 2cm kleinen Kapsel vereint.
Über einen kleinen Hautschnitt in der Leiste wird über die Leistenvene mit Hilfe eines speziellen Katheters die Schrittmacher-Kapsel direkt in die rechte Herzkammer vorgebracht und eingesetzt. Wann ein Kapsel-Schrittmacher zum Einsatz kommt, hängt von verschiedenen Faktoren, wie z.B. Art der Erkrankung und der Begleiterkrankungen, ab.
Implantierbarer Cardioverter - Defibrillatoren / ICD und S-ICD
Die Funktion eines ICD besteht darin, lebensbedrohliche tachykarde Herzrhythmusstörungen, wie z.B. Kammerflimmern, zu erkennen und durch die Abgabe eines hochenergetischen elektrischen Impulses (Elektroschock) den plötzlichen Herztod zu verhindern. Die meisten ventrikulären Tachykardien lassen sich auch ohne einen Schock und nur mit Hilfe einer schmerzlosen Überstimulation (ATP) behandeln. Das Gerät kann auch als Schrittmacher tätig sein und über die einliegende Elektrode im Herzen das Herz stimulieren. Der operative Eingriff ist vergleichbar mit einer Herzschrittmacher-OP und wird unter örtlicher Betäubung und zusätzlicher Gabe von Beruhigungs- und Schmerzmitteln durchgeführt. Die Lebensdauer eines ICD beträgt in in der Regel 8-10 Jahre. Auch hier wird, wie bei Herzschrittmachern, auf den Einsatz MRT-fähiger Geräte geachtet.

Der „Subcutane-ICD“ (S-ICD) stellt eine besondere Form des Defibrillators dar. Hier wird die Elektrode nicht im Herzen, sondern im Bereich des Brustbeins unter die Haut implantiert. Das Aggregat wird seitlich unterhalb der Achselhöhle in einer Muskeltasche eingesetzt. Da die Elektrode nicht im Herzen selbst eingesetzt wird, treten Elektroden assoziierte Komplikationen seltener auf.

Der S-ICD eignet sich insbesondere für junge Patienten, die keine Schrittmacherfunktion benötigen, oder Patienten mit fehlenden Zugangsmöglichkeiten über die venösen Gefäße zum Herzen. Das S-ICD System wird in der Regel Vollnarkose implantiert. Weitere Informationen.

LifeVest® Defibrillator-Weste – temporärer Schutz vor dem plötzlichen Herztod
Für Patienten, die möglicherweise nur vorübergehend ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Herztod aufweisen kommt die tragbare Defibrillator-Weste LifeVest® in Frage. Hierzu zählen Patienten mit neu diagnostizierter Herzschwäche, bei denen die Etablierung einer optimalen medikamentösen Therapie noch nicht abgeschlossen ist. Darüber hinaus eignet sich die Weste für Patienten mit einer schweren Herzmuskelentzündung und gehäuften Rhythmusstörungen oder Patienten mit schwerer Herzschwäche nach einem kürzlich stattgehabten Herzinfarkt.
Die Defibrillator-Weste überwacht dabei kontinuierlich den Herzrhythmus und kann bei Auftreten von lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen einen elektrischen Schock abgeben. Die Weste wird auf der Haut unter der Kleidung getragen und ist mit einem am Gürtel befestigten elektrischen System (Monitor inkl. Akku) verbunden. Vor dem Einsatz der Weste werden Patient und Angehörige über Bedeutung und Funktionen der Weste ausführlich geschult.

Abb.: CRT-System mit zusätzlicher Elektrode zur Resynchronisation (Pfeil)
Die Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) und weitere Methoden zur Behandlung der Herzinsuffiz
Neben der medikamentösen Therapie kann bei Patienten mit Herzinsuffizienz und insbesondere bei Vorliegen eines Linksschenkelblocks im EKG eine Resynchronisationstherapie (CRT) als Behandlungsoption in Frage kommen. Ziel der CRT ist es, den zeitversetzten Kontraktionsablauf der Herzkammern durch die Stimulation über eine zusätzliche, dritte Elektrode zu korrigieren. Hierdurch soll eine Verbesserung der Pumpkraft des Herzens erreicht werden, was in bis zu 70% der Fälle gelingt. Daher wird das CRT-Gerät auch als 3-Kammer-System bezeichnet. Das CRT-System kann sowohl in Form eines Schrittmachers (CRT-P), als auch als Defibrillator (CRT-D) zum Einsatz kommen.
Weitere Therapieverfahren zur Behandlung der Herzinsuffizienz:
Conduction System Pacing - CSP (His-Bündel Stimulation, Linksschenkel-Stimulation), CCM
Patienten mit Herzschwäche können evtl. von einer gezielten Stimulation des herz-eigenen Reizleitungssystems profitieren (Conduction-System-Pacing - CSP). Hierbei wird das Schrittmacher-Kabel gezielt in einer Region implantiert, in der das eigene Reizleitungssystem des Herzens stimuliert wird (z.B. His-Bündel oder in der Herzscheidewand). Der Ablauf der Implantation ist vergleichbar mit einer Herzschrittmacher-Implantation.

Abb.: Echo mit Strain-Analyse: Resynchronisationseffekt durch tief-septalen Stimulation (li. ohne Stimulation, re. mit Stimulation)

Abb.: Echo mit Strain-Analyse: Resynchronisationseffekt durch tief-septalen Stimulation (li. ohne Stimulation, re. mit Stimulation)
Kardiale Kontraktilitätsmodulation - CCM
Die kardiale Kontraktilitätsmodulation (CCM) stellt eine weitere Therapiemethode zur Behandlung der Herzschwäche dar. Das Prinzip der CCM basiert auf der Abgabe hochenergetischer Stromimpulse, die die Symptome der Herzschwäche verbessern können. Die Implantation eines CCM Gerätes ist vergleichbar mit einem Herzschrittmacher. Das Aggregat wird regelmäßig über ein spezielles Aufladesystem unkompliziert und einfach aufgeladen.
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