Leistenbruch

Medizinische Grundlagen

Bei einem Leistenbruch liegt eine Erweiterung des Leistenkanals vor (genauergesagt: des inneren Leistenrings) oder eine Schwachstelle an der Hinterwand des Leistenkanals.

Man unterscheidet die sog. angeborenen von den erworbenen Leistenbrüchen. Beim angeborenen Leistenbruch nimmt man eine angeborene Erweiterung des inneren Leistenrings an, durch die mit der Zeit ein Leistenbruch entsteht. Dieser Bruch ist bei Kindern und jungen Erwachsenen am Häufigsten. Beim erworbenen Leistenbruch liegt meist eine Schwäche des Bindegewebes der Leistenkanal-Hinterwand vor. Dieser Bruch ist bei älteren Erwachsenen häufig.

Als Folge eines Leistenbruchs können Anteile von Bauchorganen durch die Bruchlücke nach Außen herausgedrückt werden. Meist handelt es sich hierbei um Dünndarm oder Anteile des Dickdarms. Dies verursacht Schmerzen und kann im schlimmsten Fall auch zu einer Einklemmung von Darm im Leistenkanal führen. Bei einer Einklemmung kann der Darm von der Blutzufuhr abgeschnitten werden und absterben. Der Bruch wird häufig auch vom Patienten als Schwellung in der Leistenregion bemerkt.

Leistenbrüche sind bei Männern wesentlich häufiger als bei Frauen. Ein Leistenbruch entwickelt sich meist innerhalb von Monaten bis Jahren. Es gilt mittlerweile als erwiesen, das körperliche Anstrengung, wie z.B. schweres Heben, keinen Leistenbruch verursacht. Häufig wird der Bruch jedoch bei körperlicher Anstrengung erstmals als ziehender Schmerz bemerkt.

Fachausdrücke und deutsche Übersetzung

  • Leistenhernie, Inguinalhernie: Leistenbruch
  • Shouldice-Operation: "Klassische" offene Operationstechnik ohne Kunststoffnetz
  • Lichtenstein-Operation: Offene Operationstechnik mit Kunststoffnetz
  • TEP, TAPP: Minimal invasive Operationstechniken mit Kunststoffnetz

Symptome

  • Vorwölbung in der Leistengegend. Bei Männern auch Schwellung oder Vergrößerung des Hodensacks
  • Ziehende Schmerzen in der Leistengegend, besonders bei körperlicher Anstrengung oder Treppensteigen
  • Wenn eine oder mehrere der aufgeführten Veränderungen auftreten, sollte der Hausarzt aufgesucht werden

Untersuchungen

Ein Leistenbruch kann in der Regel mit einer körperlichen Untersuchung sicher diagnostiziert werden. In Einzelfällen kann eine Ultraschalluntersuchung nötig sein. Wir empfehlen zudem bei Patienten > 45 Jahren eine Spiegelung des Dickdarms (Koloskopie) zum Ausschluß eines Dickdarmtumors.

Wann sollte operiert werden?

Jeder Leistenbruch sollte operiert werden, denn bei jedem Leistenbruch besteht prinzipiell die Gefahr einer Darmeinklemmung. Dies kann einen Darmverschluß zur Folge haben. Eine weitere Gefahr ist das Absterben eingeklemmter Darmeinteile durch eine Minderdurchblutung des abgeschnürten Darmes.
Eine Operation kann bei einem Leistenbruch mit wenig Beschwerden und ohne Einklemmung zu einem Termin Ihrer Wahl geplant durchgeführt werden. Ein Leistenbruch mit starken Beschwerden sollte zeitnah innerhalb von einigen Tagen operiert werden. Ein eingeklemmter nicht zurück drückbarer Leistenbruch muss als Notfall innerhalb von wenigen Stunden operiert werden.

Operation

  • Als offene Methode (mit Leistenschnitt) und Verschluß des Bruches mit Naht (Operation nach Shouldice)
  • Als offene Methode (mit Leistenschnitt) und Verschluß des Bruches mit einem Kunststoffnetz (Operation nach Lichtenstein)
  • Als Bauchspiegelung (minimal invasive Technik, Knopflochchirurgie) mit einem Kunststoffnetz (TEP- oder TAPP-Operation)
  • Offene Methode mit Naht: Shouldice-Operation
    Diese Methode wird seit langer Zeit zur Operation von Leistenbrüchen durchgeführt. Dabei wird über einen Hautschnitt im Bereich des Leistenbruchs die Bruchlücke in der Bauchwand durch spezielle Nähte verschlossen. Durch diese speziellen Nähte wird die Bauchwand an der Stelle des Leistenbruchs doppelt gelegt und somit verstärkt, damit dort kein neuer Leistenbruch entstehen kann (sog. Shouldice-Operation).
    Vorteile: Wenig Fremdmaterial (nur dünnes Nahtmaterial) im Körper. Operation in örtlicher Betäubung möglich.
    Nachteile: Höheres Risiko eines erneuten Bruches (deutschlandweit ca. 14%). Körperliche Schonung für 3 Monate erforderlich.
  • Offene Methode mit Netz: Lichtenstein-Operation
    Bei dieser Operationsmethode wird ebenfalls über einen Leistenschnitt operiert. Der Bruch wird mit einem körperverträglichen Kunststoffnetz verschlossen. Das Netz ist dünn und flexibel und wird vom Patienten nicht als Fremdkörper bemerkt. Insbesondere bei älteren Patienten hat sich das Einbringen eines Kunststoffnetzes zur Vermeidung eines erneuten Bruches bewährt (sog. Lichtenstein-Operation).
    Vorteile: Geringes Risiko eines erneuten Bruchs (unter 5%). Operation in örtlicher Betäubung möglich. Frühe körperliche Belastung möglich.
    Nachteile: Fremdmaterial im Körper: Die Kunststoffnetze werden seit den 50er Jahren verwendet. Bislang sind keine negativen Langzeitfolgen bekannt.
  • Minimal-invasive Technik: TEP- und TAPP-Operation
    Bei diesen neuen Methoden sind nur ein kleiner Bauchschnitt am Nabel (10 mm) und zwei im Unterbauch (5 mm) nötig. Der Leistenbruch wird mit Hilfe einer Videokamera und von Miniaturinstrumenten von innen, also vom Bauchraum her, verschlossen. Der Verschluß der Bruchlücke in der Bauchwand erfolgt durch ein Kunststoffnetz. Wir unterscheiden eine TEP-Operation (total extraperitoneale Hernioplastik) und eine TAPP-Operation (transabdominelle präperitoneale Hernioplastik). Die OP-Methoden unterscheiden sich nur in technischen Details.
    Vorteile: Geringes Risiko eines erneuten Bruchs (unter 5%). Sehr frühe körperliche Belastung möglich.
    Nachteile: Fremdmaterial im Körper. Operation nur in Vollnarkose möglich.

Wahl der Operationsmethode

Welche Methoden für Sie in Frage kommen, besprechen wir mit Ihnen gerne ausführlich in unserem Patienten-Management. Generell empfehlen wir bei jungen Patienten und bei Frauen die Shouldice-Operation. Bei Patienten über 35 Jahren oder auf Wunsch (z.B. frühe Belastung wichtig bei Sportlern) empfehlen wir eher die minimal-invasive Operation mit Kunststoffnetz. Bei Patienten mit schwereren Nebenerkrankungen empfehlen wir die Lichtenstein-Operation, da diese schonend ohne Vollnarkose möglich ist.

Was muß nach der Operation beachtet werden?

Offene herkömmliche Methode: Vermeidung schweren Hebens und körperlicher Anstrengung für 3 Monate zur Verhinderung eines Wiederauftretens des Leistenbruchs.
Bauchspiegelung: Keine körperliche Schonung notwendig.
Fädenentfernung am 10. Tag nach Operation

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